CHOIR SPACE
 

CHOIR SPACE ermöglicht für den Chor neuartige ästhetische, musikalische und mentale Erfahrungen.

 
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EINE IDEE NIMMT GESTALT AN

Entstanden ist die Idee für CHOIR SPACE 2017 / 2018. Für ein Projekt im Design-Bereich suchte Peter Philippe Weiss ein ‚Musikstück’, welches einen großen, hellen, ruhigen Raum klanglich repräsentiert. Diese Suche war erfolglos. Die musikalischen Bewegungen (Harmoniewechsel, Klangfarben, Melodie Rhythmus, vertonte Sprache) waren zu stark für den gewünschten ruhigen Raumklang. Die klangliche Orientierung von Weiss ging in Richtung Architektur und Raum und nicht in Richtung Musik/Melodie. Die New Space Music von Brian Eno kam diesem musikalischen Raum schon sehr nah.

Weiss, der sich schon seit über 20 Jahren mit Klang im Raum auseinandersetzt, war fasziniert von der Idee, einen solchen musikalischen Raum zu schaffen: Beständige stehende Klänge anstelle von kleinteiligen musikalischen Bewegungen, vergleichbar mit einem unendlich langen Nachhall in einem weiten Raum. Es sollte eine Raumbeschaffenheit aus lebendiger, klingender und atmender Atmosphäre entstehen. Dies konnte nur ein Chorklang sein. Ein musikalischer Raum, der einzig aus einem von Menschen geatmeten und gesungenen Klang besteht, entwickelt eine ganz andere Kraft und Lebendigkeit als elektronische Musik. Eine starke musikalische Inspiration für einen chorischen Raumklang war das Chorwerk ‚Lux Aeterna’ und die ‚Kyrie des Requiems II’ von György Ligeti.

CHOR

DIE ARBEIT MIT DEM CHOR

CHOIR SPACE möchte für den Chor neuartige ästhetische, musikalische und mentale Erfahrung ermöglichen und Wege aufzeigen, wie moderne, oder sogar zukünftige Chorarbeit aussehen kann. Themen von Chormusik und Chorarbeit werden erweitert, nonverbale Musik erlebbar gemacht sowie neue Möglichkeiten des Chorklanges erkundet. Es wird ein musikalisches, hörendes Miteinander realisiert, bei dem der Gesamtklang im Zentrum steht. Körper, Körperwahrnehmung und Bewegung werden als natürliche Voraussetzungen für den Chorgesang erfahrbar gemacht – auch damit die Individualität der Chorsänger/innen in Klang, Bewegung, Ausdruck und Atemvermögen ermöglicht wird. Die spezielle Zeitdimension von CHOIR SPACE erfordert eine eigens für das Werk definierte Form der Chorleitung und des Dirigierens. Die Zeitmaße sind nicht in Achteln oder Vierteln notiert, sondern in Sekunden oder gar Minuten. Zudem sind die Tonlängen nur grob festgelegt; die genauen Zeitpunkte von Tonanfängen und Tonenden ergeben sich erst im Augenblick der Aufführung – nicht als aleatorisches Element, sondern durch Zusammenwirken von Aufführenden und Zuhörenden in der Wahrnehmung der Dirigentin. Gerade weil CHOIR SPACE den Sänger/innen gesanglich sehr viel abverlangt und sie mit den minutenlangen, stehenden Noten an ihre Grenzen bringen, sind neue Fertigkeiten und Haltungen erforderlich. 

CHOIR SPACE versteht sich als eine mögliche Antwort auf folgende Fragen:

  • Wie kann das System Chor weiterentwickelt werden, damit es seine Potentiale besser ausschöpfen kann?

  • Wie kann das System Chor menschlicher, persönlicher werden und Vielfalt und Individualität bewusst präsentieren?

  • Wie können sich Menschen im Chor auch auf körperlicher Ebene wahrgenommen, respektiert und unterstützt fühlen?

  • Wie kann Chor einen Raum für musikalische und außermusikalische Themenbearbeitung werden, bei der sich Chor, Leitung und Publikum weiterentwickeln?

  • Wie kann das System Chor seine schon bestehenden Kontexte besser nutzen?

Am Ende dieser Fragen steht die große Frage, was Chormusik bewirken kann und soll. CHOIR SPACE möchte mit seinem didaktischen Konzept über das Konzert hinaus Chöre einladen, sich der Frage zu nähern und mit ihr zu spielen!

CHOR PÄDAGOGIK

CHOIR SPACE lädt die teilnehmenden Sänger/innen ein, technische, intellektuelle und emotionale Erfahrungen zu machen, die sie bereichern. Wir sind davon überzeugt, dass Kunst und Pädagogik nicht nur vereinbar sind, sondern einander bedingen. In diesem Sinne bekennt sich CHOIR SPACE zu den Leitlinien der Deutschen Chorjugend:  www.deutsche-chorjugend.de/ueber-uns/leitlinien/  an denen die künstlerische Leiterin Hannah Ewald mitgearbeitet hat Die Chöre profitieren von ihrem Engagement in CHOIR SPACE, in dem sie unter der künstlerischen Leitung über die enge Arbeit am Notentext hinaus soziale, gesellschaftliche, kulturphilosophische, körperbildnerische und musiktheoretische Aspekte gemeinsam entdecken und erarbeiten. Diese Fertigkeiten können individuell weiterentwickelt und in der alltäglicher Chor- und Lebenspraxis gelebt werden.

 „Kunst bemisst ihren Wert daran, ob sie eine neuartige ästhetische Erfahrung ermöglicht. Denn ein neuartiges Empfindungsgefüge vermag Bekanntes in Frage zu stellen.“ (Ring S.12.)

 In CHOIR SPACE möchten wir exemplarisch aufzeigen, wie sich Chöre musikalisch und außermusikalisch mit konkreten Lebensverhältnissen auseinandersetzen können und wie die Musik in einen erweiterten und vertieften Kontext gestellt wird. Mögliche Werkzeuge hierfür sind Texte, Meinungs- und Erfahrungsaustausch, Wahrnehmungsaufgaben für den Alltag und die Proben und das Klang-Bewegungsverfahren Resonanzlehre.

Pädagogische Ziele

  • CHOIR SPACE möchte den Sänger/innen ermöglichen, während des Projektes Folgendes zu erlernen:

  • Erweiterte stimmliche Kompetenzen, z.B. Töne über Minuten sauber intonieren

  • Differenziertere Körperwahrnehmung, erhöhte Bewegungsfreiheit, erweiterter Ausdrucksreichtum und verbesserte Klangqualität während des Singens durch das Kennenlernen des Klang-Bewegungs-Verfahrens Resonanzlehre, welches sowohl musikalisch, als auch außermusikalisch anwendbar ist (www.resonanzlehre.de)

  • Bedingt durch improvisatorische Anteile der Komposition Verantwortung für das eigene Singen übernehmen können: z.B. Selbstständig aus- und einsetzen, Vokale/Konsonanten wechseln,  pausieren, hinsetzen während Proben und Konzert

  • Aspekte und Auswirkungen des Umgangs mit Zeit in privaten und beruflichen Kontexten wahrzunehmen und zu gestalten 

 

 
 

Körper, Körperwahrnehmung und Bewegung werden für den Chorgesang erfahrbar gemacht.

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